Angestoßen hat das Thema die Frage eines Redakteurs der ZEIT, der von Sonja Rajsp, der Kreisrätin und Landtagskandidatin der Grünen, wissen wollte, warum der Rottweiler Kreistag deutschlandweit der ist, in dem am wenigsten Frauen sitzen. Im Lauf des Abends stellte sich allerdings heraus, dass es im Kreis Biberach noch schlechter aussieht.
Hier nämlich engagiert sich Dr. Anja Reinalter, Bundestagskandidatin der Grünen im Kreis Biberach und Vorsitzende des Landesfrauenrats, und sie machte deutlich: Es ist nach wie vor so, dass die Frau zuhause bleibt und auf die Kinder aufpasst, und das wird durch Corona noch verstärkt.
Hier betonte Sonja Rajsp, Landtagskandidatin der Grünen für Rottweil und Tuttlingen, wie wichtig es ist, die Männer in die Verantwortung zu nehmen, sie mehr in Haushalt und Kindererziehung einzubinden. „Es gibt nichts Schöneres als abends nach Hause zu kommen, und die Familie wuselt und das Abendessen ist fast fertig!“
Ändern sich diese eingefahrenen Strukturen nicht, wird es Müttern, vor allem alleinerziehenden, schwer gemacht, an Sitzungen teilzunehmen und sich so zu engagieren. Dabei wäre es, um diese Strukturen zu ändern, gerade so wichtig, dass Frauen in den Gremien sitzen, meinte Dr. Anja Reinalter. Acht Jahre lang habe sie sich dafür eingesetzt, dass es für Sitzungen Entschädigung für Kinderbetreuungskosten gibt, erst jetzt sei das umgesetzt worden, erzählte Reinalter - und nun sitzt auch eine Alleinerziehende im Kreistag.
Gewählt werden Frauen, das zeigen Studien, eher selten von Frauen. Man traue dem Herrn Doktor einfach mehr zu als einer Frau - und das gelte eben auch für Frauen, dazu spiele Neid auf den Erfolg anderer Frauen hier eine Rolle. Wie nötig weibliches Engagement in der Politik ist, zeigte sie auf: In Deutschland sitzen weniger Frauen in politischen Gremien als in Ruanda.
Themen wiederum gibt es genug, so sind Frauen mehr von Altersarmut betroffen, werden verstärkt an Haus und Herd zurückgedrängt, gerade in rechten Kreisen ist der Antifeminismus groß. Themen, der sich der Landesfrauenrat ebenso annimmt wie der Genderplanung und dem Ausstieg aus der Prostitution. Der Rat verbindet Frauen aus allen Parteien, und das empfiehlt sich auch im kommunalen Bereich.
Überparteiliche Frauenlisten als Erfolgsmodell, zumindest auf lokaler Ebene, wo die Parteizugehörigkeit keine große Rolle spielt - eine Empfehlung, die die grünen Frauen an dem Abend bereits angingen, denn zum Stammtisch waren alle Gemeinde- und Ortschaftsrätinnen aus dem Landkreis eingeladen und werden es auch zukünftig sein.
Frauenthemen können nur in Solidarität miteinander erreicht werden - ein Fazit des Abends. Und ein weiteres, das betonte Bundestagskandidatin Annette Reif: „Frauen brauchen Vorbilder, um zu sehen, dass auch Frauen in der Lage sind politische Verantwortung zu übernehmen!“