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Schulstandort steht an oberster Stelle

Eine grüne Abordnung besuchte gestern das Sulzer Rathaus. Von links: Jürgen Herbst, Bürgermeister Gerd Hieber, Bundestagsabgeordnete Susanne Kieckbusch, Max Burger und GAL-Stadträtin Heidi Kuhring.

Schwarzwälder Bote, 22.01.2013

Zwei Themen standen beim gestrigen Besuch der grünen Bundestagsabgeordneten Susanne Kieckbusch in Sulz im Vordergrund: die Innenstadtentwicklung und die Schulen.

Die Grünalternative Liste (GAL) hatte die Politikerin aus Balingen eingeladen, Sulz kennenzulernen und einige Anliegen mit nach Berlin zu nehmen. Susanne Kieckbusch ist seit Januar Mitglied des Bundestags und damit Nachfolgerin von Fritz Kuhn, der zum Stuttgarter Oberbürgermeister gewählt wurde. Bürgermeister Gerd Hieber und Kämmerer Michael Lehrer zeigten der Politikerin gelungene Sanierungsprojekte in der Kernstadt, ermöglicht durch das von Land, Bund und Stadt finanzierte Programm Soziale Stadt (SSP). Es läuft schon seit einigen Jahren. Für 2013 hat der Gemeinderat einen Aufstockungsantrag gestellt, weil die Stadt noch eigene Projekte realisieren will, so den Umbau der ehemaligen Volksschule in der Bergstraße zu einer Begegnungsstätte, und es eine Warteliste für private Maßnahmen gibt.

Kämmerer Michael Lehrer hofft denn auch, dass der Förderrahmen von 2,8 auf 3,7 Millionen Euro erhöht wird. Bürgermeister Hieber machte der Besucherin deutlich, dass davon vor allem Handwerksbetriebe in der Region profitieren. "Es ist ein lokales Konjunkturprogramm", betonte er. Aber nicht nur dies: Es ermögliche, bereits "verbauten Raum" wieder zu nutzen.

Hieber wies auch auf den ökologischen Nutzen durch die energetischen Maßnahmen in den Häusern hin. Außerdem habe es sich gezeigt, dass sanierte Gebäude in der Innenstadt wieder leichter zu vermieten seien. Das Programm Soziale Stadt helfe mit, ein Ausbluten der Ortskerne zu vermeiden, sagte GAL-Stadträtin Heidi Kuhring. Sie gab Susanne Kieckbusch mit auf den Weg, sich zu informieren, ob das Förderprogramm im ländlichen Raum fortgesetzt werde. Man brauche hier langfristige Perspektiven.

Neben der Innenstadtentwicklung stellt sich derzeit die Frage, wie es mit den Schulen weitergeht. Das gilt besonders für die Werkrealschule. Heidi Kuhring kritisierte hier die grün-rote Landesregierung: Es gebe keine Eckdaten. Und das andere Problem sei, dass die Gemeinden sich selber Konkurrenz machten. Sulz holt sich viele Schüler aus den Nachbargemeinden, so aus Empfingen, Vöhringen und Dornhan. Susanne Kieckbusch sieht dies bei den sinkenden Schülerzahlen durchaus kritisch: Die Schüler fehlten dann in anderen Gemeinden. Heidi Kuhring will als Stadträtin darauf allerdings wenig Rücksicht nehmen: "Unser Schulstandort steht an oberster Stelle."

Auch der Leiter des Sulzer Albeck-Gymnasiums, Wolfgang Peiker, tut alles, um seine Schule attraktiv zu halten. Die Einführung des neunjährigen Gymnasiums bescherte ihm 50 Prozent mehr Anmeldungen bei den Fünftklässlern. "Das war für uns ein toller Erfolg", erklärte er. Auf Wunsch der Eltern haben er und Konrektor Wolfgang Scheuble vor, noch einen weiteren schulischen Zug für Gestaltungs- und Medientechnik einzuführen. Eine "sinnvolle Schulpolitik", bescheinigte Susanne Kieckbusch den beiden Rektoren.
"Wie sieht es aber mit Inklusion aus?", wollte sie wissen. Nach Auskunft von Peiker sind am Albeck-Gymnasium schon immer Schüler mit Behinderungen unterrichtet worden. Hilfreich wären jedoch Außenaufzüge. Einer ersten Schätzung zufolge würde dies aber 600 000 Euro kosten. Das könne die Stadt nicht finanzieren, sahen Peiker und Scheuble ein.
Ein Zebrastreifen und ein Radweg in der Weilerstraße Richtung Albeck-Gymnasium sind Wünsche, die wohl eher zu erfüllen sind. Aber dafür ist die Bundestagsabgeordnete nicht zuständig.

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