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Neckar wird sauberer: Sonja Rajsp im Gespräch mit Wasserfachleuten

 

Vierte Reinigungsstufe der Kläranlage bei Deißlingen macht Hoffnung

v.l.n.r.: Sonja Rajsp (Grüne Landtagskandidatin), Frank Sucker (Grüner Stadtrat RW) und Sascha Büttner vom Deißlinger Anglerverein

 

Ein erlebbares Neckarufer für die Landesgartenschau, aber Wasserwerte, die so schlecht sind, dass man nicht drin baden darf: Diese Aussicht bereitet Sorgen in und um Rottweil. Die Stadtratsfraktion der Rottweiler Grünen hatte das Thema schon angesprochen. Nun hat sich Sonja Rajsp, Landtagskandidatin der Grünen, des Themas angenommen und traf sich am Neckar unterhalb der Stadtmauern mit Fachleuten vom Abwasserzweckverband Oberer Neckar (AZV), der die Kläranlage bei Deißlingen betreibt, Frank Sucker von der Grünen-Fraktion im Stadtrat und Vertretern der Angler.

 

Und es gibt Hoffnung: In der Deißlinger Kläranlage wird jetzt ein Aktivkohlefilter eingebaut, die vierte Reinigungsstufe, die sich der Verband acht Millionen Euro kosten lässt. Sie soll Ende nächsten Jahres fertig sein. Dann könnte es tatsächlich schon vor der Landesgartenschau 2028 sauberes Neckarwasser geben. Ob das Wasser jedoch sauber genug sein wird? Es werde wohl nicht gelingen, wirklich alle Schadstoffe herauszufiltern, beispielsweise die Colibakterien: Dafür müsste zusätzlich ein UV-Filter eingesetzt werden. Kostenpunkt für eine solche Anlage: 2,5 Millionen Euro. Dazu kommen hohe Stromkosten, die ein solcher Filter braucht.

 

Das Grundproblem des Neckars, erfuhr die Kandidatin, ist der niedrige Anteil an Quellwasser, vor allem im Sommer. Eigentlich wäre der Neckar nur ein relativ kleines Rinnsal, wären da nicht die Kläranlagen, die ihre Abflüsse in den Neckar leiten. Und die sind nun mal kein Quellwasser, im Gegenteil: Wenn es gewittert oder stark regnet, kommen die Anlagen an ihre Grenzen, und das Wasser läuft ungeklärt in den Neckar. Die Kläranlage vom AZV hat zwar seit einiger Zeit einen neuen Bodenretentionsfilter in Betrieb. Hier wird das bereits gereinigte Wasser mittels Schilf und Kies noch einmal gefiltert, was Pflanzenschutzmittel, Medikamentenreste oder auch Weichmacher und Flammschutzmittel teilweise herausholt. Aber auch das hat nicht für wesentlich bessere Werte gesorgt, und bei Starkregen hilft der neue Filter wenig: Wenn es gewittert oder stark regnet, kommen die Kläranlagen an ihre Grenzen und das Wasser läuft ungeklärt in den Neckar.

 

Dazu kommen Verschmutzungen aus der Landwirtschaft, wie Sascha Büttner vom Deißlinger Angelverein erzählte. Es sei wichtig, dass die Landwirte beim Gülle-Ausfahren die vorgeschriebenen Randstreifen zu den Gewässern einhalten. Außerdem gibt es an vielen Stellen Altlasten im Boden, die mit der Zeit ausgeschwemmt werden, und auch aus Regenüberlaufbecken kommt Mischwasser oft unkontrolliert in den Fluss. Die relativ niedrige Fließgeschwindigkeit des Neckars trägt ein Übriges dazu bei, dass sich das Wasser nicht gut selbst reinigen kann: Das Wasser läuft über und direkt ungefiltert in den Fluss.

 

Was im Gespräch auch klar wurde: Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Zweckverbänden ist nicht sehr ausgeprägt, und eine neue Gewässerschau oder gar ein tiefergehendes Gutachten wäre wünschenswert – wir reden derzeit von Daten aus dem Jahre 2001. „Wir sollten uns an den Vorgaben der EU-Badegewässerrichtlinie von 2006 orientieren“, schlägt Frank Sucker von der Grünen Stadtratsfraktion vor.

 

Ein Prüfantrag der Grünen im Rottweiler Gemeinderat nach den Maßnahmen, die erforderlich wären, um den Neckar zum Baden freizugeben, wurde von der Verwaltung bislang sehr dürftig beantwortet, wie Sucker erzählte. Überhaupt scheint man in Rottweils Stadtspitze in Sachen Wasserqualität resigniert zu haben: So findet man zwar im Prospekt für die Landesgartenschau eine wunderschöne Animation des geplanten Neckarstrands samt im Wasser spielenden Kindern, doch die Antwort von OB Ralf Broß auf eine diesbezügliche Nachfrage lautete: Es sei zwar traurig, aber das sei eben der normale Zustand. Das wollen die Grünen so nicht stehen lassen, fordern die Gewässerschau zeitnah. 

 

"Wir freuen uns auf die vierte Reinigungsstufe", so Sonja Rajsp, doch darauf dürfe man sich nicht ausruhen. „Eine Gewässerschau muss her, und darauf aufbauend müssen wir eine Strategie erstellen, um die belastenden Einträge zu stoppen. Die Wasserqualität muss weiter verbessert werden, damit wir bei der Landesgartenschau 2028 mehr als nur den Fuß ins Wasser hängen können!

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