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Mobile Flüchtlingshilfe Würzburg im Bären vorgestellt - Ergreifender Vortrag über die Situation in Flüchtlingslagern

Bilder und Geschichten aus Flüchtlingslagern und von Schlauchbooten an griechischen Stränden, die hatte Christian Ludwig von der mobilen Flüchtlingshilfe Würzburg am Freitagabend in den Deißlinger Bären mitgebracht. Und die waren ergreifend: Menschen, die bei Dünkirchen im Schlamm kampieren, ein Zweijähriger, der ihm sterbend aus einem Schlauchboot in den Arm gedrückt wurde, Zelte im Tiefschnee begraben, Flüchtlinge ohne Schuhe in Kroatien, die alles verbrennen für ein bisschen Wärme und sich dabei Rauchvergiftungen und schlimmeres einhandeln. Bilder, die teilweise an Konzentrationslager erinnerten. Aber auch Geschichten von großer Dankbarkeit, von Menschen, die fast nichts mehr haben und dennoch unglaublich gastfreundlich sind und vom großen Glück derer, die es nach monatelanger Qual endlich geschafft haben, in Deutschland ihre Familie wiederzusehen. Christian Ludwig ist zwar erst 24 Jahre alt,  aber er könnte mit dem, was er erlebt hat, Bücher füllen. Im Bären füllte er zweieinhalb Stunden mit teils Unglaublichem: Unvorstellbar, was mitten im eigentlich wohlhabenden Europa passiert. Und das nicht nur während der großen Flüchtlingswelle, sondern auch jetzt. Nur dringt inzwischen kaum noch etwas nach außen, aus den  Flüchtlingslagern beispielsweise in Griechenland. Denn die freiwilligen Helfer werden dazu verpflichtet, nichts zu veröffentlichen von den Zuständen dort. Von Maden im Essen, von Menschen, die alle die Krätze haben, von der völlig unzureichenden Versorgung in jeder HInsicht. Teilweise würden die Hilfsorganisationen gar nicht mehr zu den Flüchtlingen gelassen, in Griechenland ist das Militär inzwischen zuständig für die Camps. Frankreich hingegen machte die Camps bei Calais dicht, viele der Flüchtlinge lebten heute in Paris unter den Brücken. Ludwig war auch im Camp Calais und staunte über die Kreativität der Menschen dort, die  sogar Kirchen aus Brettern und Planen errichtet haben. Und war entsetzt von der Situation an den griechischen Stränden, wo es fast ausschließlich Freiwillige waren, die den ankommenden Menschen halfen. Die Offiziellen von Frontex beispielsweise hätten nur gefragt, wer der Schlepper war. Wie man ihnen, den jungen Ehrenamtlichen, kleine Kinder in die Arme drückte. Eines davon starb in seinen Armen, der zweijährige Bub überlebte nicht, trotz der Reanimationsversuche der Kinderkrankenschwester im Team. Von sein Grab auf einem kleinen griechischen Friedhof hat der 24-Jährige einen Stein mitgenommen, der heute auf seinem Schreibtisch liegt und ihn immer daran erinnert. Daran, dass die Familie ihr Kind an einem Ort beerdigen musste, an den sie vielleicht nie zurückkommt. Und daran, dass heute immer noch täglich die wackeligen, überfüllten Boote an griechischen Stränden landen. Voller Frauen und Kinder, die die Hoffnung aufgegeben haben, im Rahmen des Familiennachzugs ihren Vätern und Männern folgen zu können und sich deshalb auf die gefährliche Überfahrt machten. Daran, dass das Thema aus den Medien fast verschwunden ist. An die Menschen, die glücklich an Land gehen. "Sie sind glücklich, weil sie es geschafft haben. Aber Du weißt, sie haben es noch lange nicht geschafft."

 

Für Bärenwirtin Martine Bauknecht war es  ein großes Anliegen, Ludwigs Vortrag in ihrem Haus zu präsentieren, immerhin arbeitet ein Flüchtling, der es geschafft hat, in ihrer Küche. "Ich wäre aufgeschmissen ohne ihn!" Organisiert wurde der Abend vom Ortsverband der SPD und dem Kreisverband von Bündnis90/Die Grünen.

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