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Mit der Regierung im Gespräch: Umweltminister Untersteller im Kapuziner in Rottweil

 

Grüne Politik zum Mitreden - Klimawandel größtes Thema beim Abend mit Franz Untersteller

 

Mit rund 60 Personen gut besucht war der Abend mit Umwelt- und Energieminister Franz Untersteller am Dienstag im Kapuziner. Untersteller lobte das Engagement der Bürgerinnen und Bürger, die den Erhalt des schönen Gebäudes möglich gemacht hatten und erzählte dann von den acht guten Jahren für das Land seit dem vielbeachteten Regierungswechsel am 12. Mai 2011. Mit den Grünen an der Regierung sei Baden-Württemberg seit 2011 ökologischer, sozialer und weltoffener geworden. Diesen erfolgreichen Weg wolle man mit viel Energie weitergehen, betonte Untersteller. Der Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern sei dafür zentral.

Mit der guten wirtschaftliche Entwicklung konnte einiges bewegt werden: der Ausbau der Kinderbetreuung, die Einführung der Gemeinschaftsschule, die gute finanzielle Ausstattung der Kommunen: aus Bayern schaue man da neidisch rüber, so Untersteller. Um dann ausführlich auf den Klimawandel einzugehen, der im Juni wieder deutlich spürbar war, und auch gemessen wird: Wissenschaftler beobachten, wann im Murgtal die Kirschblüte beginnt: In den letzten 25 Jahren hat sich das um zweieinhalb Wochen verschoben. Ein Problem, denn die Spätfröste sind geblieben. Das brachte 2017 große Ernteausfälle, und 2018 wars die Trockenheit. 80 Millionen Hilfen für die Bauern, das könne sich das reiche Ländle leisten, aber nicht auf Dauer.

Er habe im Oktober nicht gut geschlafen, so der Minister, denn durch den historisch niedrigen Wasserstand der Flüsse sei es mit der Versorgung in Sachen Diesel und Kohle eng geworden. Manches könnten die Landwirte kompensieren, andere Sorten anbauen, "der Trollinger wird dann endlich zu Wein!"

Untersteller erzählte auch von Pilotprojekten in Sachen Nahwärme: Die Gemeinde Ilsfeld hat einen Wärmetauscher ins Abwasser eingebaut, in Kehl plane man, die Abwärme eines Stahlwerks zur Wärmeversorgung zu nutzen.

Das Ziel, bis 2020 mit der Sanierung der 8.000 landeseigenen Gebäude den Energieverbrauch um 40 Prozent zu senken und die Photovoltaikflächen zu verdoppeln habe man jetzt schon erreicht, "aber da ist noch erheblich Luft nach oben!" Zwar sei Baden-Württemberg im Klimaschutz-Ranking der Länder auf Platz eins, aber "wir werden unsre Klimaschutzziele nicht erreichen!"

Seine Forderung: CO2-Emmissionen müssen mehr kosten, damit sich die alten Braunkohlekraftwerke nicht mehr rentieren, und Grenzwerte für Fahrzeuge müssen runter. Aber da hakt es in Brüssel und Berlin, und auch dem Ausbau der Windkraft legt nicht die Landesregierung Steine in den Weg. Franz Untersteller ist kürzlich dreifacher Opa geworden, "ich versteh die Fridays for Future-Bewegung gut! Wir treffen die Entscheidungen für ihre Zukunft!"

Nächstes Thema: Der Verlust der Biodiversität, von derzeit neun Millionen bekannten Arten ist eine Million vom Aussterben bedroht. Man habe mit Nationalpark, Biosphärengebieten und Landschaftserhaltungsverbänden vieles getan, "aber es hat nicht ausgereicht!" Die Landwirte seien in die Intensivierung gedrängt worden, "davon müssen wir runterkommen." Er wies auf den Klimaschutz-Maßnahmenkatalog auf der Homepage des Umweltministeriums hin, welchen jeder bewerten kann, "wir haben auch Fridays for Future eingeladen, diesen zu kommentieren." Die Anregungen würden alle ausgewertet und beantwortet, versprach Untersteller.

Kompetent und offen ging er anschließend auf die Fragen der Bürger ein: Große Hindernisse beim Bau von Wasserkraftanlagen und Windrädern: hier prüfe man jetzt das Thema Artenschutz. Holz als Baumaterial, das Thema müsse verstärkt in die Ausbildung von Architekten fließen, ebenso die Verwendung von Recyclingbeton. "Da ist die Schweiz viel weiter!" Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel versprach hier, beim Bau des neuen Landratsamts dies in die Ausschreibung einzubauen. Und Minister Untersteller verwies auf die Bundesgartenschau in Heilbronn, hier steht nämlich ein zehnstöckiges Hochhaus aus Holz. Und darauf, dass die Nutzung industrieller Abwärme ein großes Thema der Zukunft sein wird, dazu sei derzeit ein Atlas in Arbeit.

Mit einem nachhaltigen Geschenk dankten Hubert Nowack und Maria Sinner vom grünen Kreisverband dem Minister für einen informativen und anregenden Abend. Die beiden freuten sich über die gelungene Veranstaltung: „Die Menschen wollen mitreden und sich beteiligen. Der Abend mit Franz Untersteller hat das deutlich gezeigt. Einen großen Dank an alle, die sich konstruktiv und kritisch eingebracht haben.“

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