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Landwirtschaft: „Wir Grünen sagen schon lange, dass das Mist ist!“

Grüne stellen sich in Schramberg ihren Kritikern

 

Der grüne Kreisverband hatte am Dienstag zur öffentlichen Vorstandsitzung ins Gasthaus Spunden in Schramberg eingeladen. Und es waren einige Kritiker gekommen, so dass sich teils hitzige Diskussionen entwickelten. Die Grünen seien Kriegstreiber, zerstörten die heimische Landwirtschaft und die Unternehmen und würden mit Steuergeldern lieber Radwege in Peru bauen statt es deutschen Rentnern zu geben, solche und weitere Vorwürfe waren zu hören.

 

Die Kreisgrünen stellten sich im Spunden in Schramberg auch der Kritik einiger ihrer Gegner. Foto: Moni Marcel 

Doch es gelang Sonja Rajsp-Lauer, Martin Himmelheber und ihren Kollegen, hier vieles, was kolportiert wird, klarzustellen. „Seit Jahrzehnten haben wir ein System, das die Bauern zwingt, immer mehr produzieren zu müssen“, betonte Sonja Rajsp-Lauer, die selbst bei der Initiative Solidarische Landwirtschaft "Ackernative" mit anpackt. Da bekommt der Landwirt sein festes Geld, egal wie die Ernte ausfällt. Im Gegensatz dazu gilt im Agrarsektor seit Jahrzehnten die CDU-Parole „wachse oder weiche“. Diese Strategie habe viele Bauern zum Aufgeben gezwungen. „Wir Grünen sagen schon lange, dass das Mist ist.“

 

Auch die viel kritisierte Tierwohlkennzeichnung sei keineswegs neu. Vor 20 Jahren habe man die Kennzeichnung für Eier durchsetzen können, doch seitdem fehle es an Transparenz für die Verbraucher, wie beispielsweise die Tiere für die Milch- oder Fleischproduktion gehalten würden. Dazu komme, so Rajsp-Lauer, dass die Bauern die Preise für ihre Produkte nicht selbst festlegen dürfen sondern sie vom Handel und den Molkereien diktiert bekommen. „Kretschmann hat in Baden-Württemberg jetzt alle an den Tisch geholt“, nur so könne man gemeinsame Lösungen finden. „Der Handel hat eine unglaubliche Macht. Manchmal wäre ich gerne Bauernverbandsvorsitzende, dann würde ich das ändern!“


Dass Deutschland als Exportweltmeister nicht in einem Elfenbeinturm lebe, stellte Martin Himmelheber klar. Der Journalist arbeitete einige Jahre als Entwicklungshelfer in Lesotho und erzählte, wie hier auch deutsche Firmen profitierten, die durch die Zusammenarbeit an Aufträge in dem südafrikanischen Land kamen. Und ja, die Radwegförderung in Lima gibt es, das meiste davon sind allerdings KfW-Kredite, stellte Sonja Rajsp-Lauer klar. „Der Klimawandel lässt sich eben nur durch globale Zusammenarbeit lösen.“

 

Aber auch lokale Themen kamen zur Sprache: Die geplante Tempo 30-Zone in der Oberndorferstraße in Schramberg soll den Lärm reduzieren, wird aber auch für großen Ärger sorgen, prophezeite der langjährige Kommunalpolitiker Martin Himmelheber. Allerdings sei von den betroffenen Anwohnern kaum jemand zur Infoveranstaltung gekommen.

 

Bessere und günstigere Busverbindungen, dafür setzen sich die Grünen schon lange ein und freuen sich über die Einführung des Ein-Euro-Tickets in Schramberg. „Man wird sehen, wie das ankommt“, so Himmelheber. Zudem gibt es seit neuestem den Tarifverbund MOVE mit den umliegenden Landkreisen, allerdings hapert es noch schwer an den Verbindungen. An den Landkreisgrenzen „ist es, wie wenn man gegen eine Wand fährt“, so Rajsp-Lauer – auch hier gibt es noch viel zu tun, eine bessere Abstimmung mit dem Ortenaukreis wäre das nächste Ziel. Auch der Anrufsammelbus (ASB) ist ein Dorn im grünen Auge: Da hat der Landkreis viel Geld für eine App ausgegeben, über die man aber nicht das passende Taxiunternehmen erreichen kann. „Man muss schon genau wissen, wer welche Strecke fährt“, so ihre Kritik. „Und deshalb engagiere ich mich ja, damit sich was ändert“, so die Kreis- und Gemeinderätin, die die Anwesenden aufforderte, es genau so zu machen.

 

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