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Menschenkette und Mahnwache für die Corona-Toten - Rottweil sagt JA

Kommenden Montag ist wieder eine Menschenkette geplant, bei der auch wieder Vereine, Verbände und die Gewerkschaften mit von der Partie sein werden. Und bei der erneut für jeden der bislang 235 Corona-Toten in Rottweil eine Kerze aufgestellt wird. Beginn ist um 17.30 Uhr in der Oberen Hauptstraße.

Mahnwache in der Oberen Hauptstraße in Rottweil mit Kerzen für die Corona-Toten im Landkreis

"Wir zeigen Gesicht, aber mit Maske", sagen Elke Reichenbach, Stadträtin vom Forum für Rottweil und Peter Bruker von den Grünen, die auch schon die Mahnwache organisiert haben. Und sie stellen klar: "Wir sagen

  • Ja zum Impfen statt Schimpfen,
  • Ja zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit,
  • Ja zu einem solidarischen Miteinander im Kampf gegen Corona."

Es soll mit der Veranstaltung ein breiter gesellschaftlicher Konsens erreicht werden und sie keineswegs eine Parteiveranstaltung sein, stellen Elke Reichenbach und Peter Bruker klar. Jeder, der mitmachen möchte, sollte eine FFP2-Maske tragen und einen Schal oder ein Plakat mitbringen, damit der Abstand von 1,5 Metern eingehalten und deutlich gemacht wird.

 

Mehr Infos gibt es per Email über rottweil-sagt-ja@gmx.de

 

 

Bericht zur letzten Menschenkette/Mahnwache: „Ode an die Freude“ und „Imagine“ gegen „Wir sind das Volk“

 

Erneut gab es am Montagabend in Rottweil eine Menschenkette, im Schneetreiben hatten sich etwa 300 Leute versammelt, auch, um der Corona-Toten im Landkreis zu gedenken. Weiter unten, auf der Hochbrücktorstraße und am Friedrichsplatz, waren es etwa 1100 „Spaziergänger“. Und während unten vereinzelt „Wir sind das Volk“-Rufe zu hören waren und immer wieder „Oh, wie ist das schön“ angestimmt wurde, wurde weiter oben John Lennons „Imagine“ gesungen, die Hymne für ein friedliches Zusammenleben ohne Religionen und Grenzen. „Es war ein echter Gänsehautmoment“, sagt Peter Bruker von den Grünen, der die Menschenkette zusammen mit Elke Reichenbach vom Forum für Rottweil organisiert.

 

In die Menschenkette hatte sich auch dieses mal wieder auch Rottweils Oberbürgermeister Ralf Broß eingereiht, auch er gedachte der an Corona Verstorbenen. Für jeden war eine Kerze vor dem Rathaus aufgestellt worden, die im dichten Schneetreiben allerdings immer wieder ausgeblasen wurden. Das wiederum gefiel einem älteren Herrn, der sich  mit FFP2-Maske vor dem Rathaus einfand und bemerkte, dass die Zahl angesichts der nicht brennenden Kerzen nun doch eher stimmen würde. „Lassen Sie sich weiter anlügen“, bemerkte er zu Elke Reichenbach, die mit dem Feuerzeug zugange war. Und verzog sich dann in Richtung der Spaziergänger. Die hatten sich wieder auch über Telegram verabredet, wo auch dazu aufgerufen wurde, in die Obere Hauptstraße zu gehen. Was auch immer wieder versucht wurde, doch Polizei und die Ordner der Menschenkette waren konsequent – ohne Maske kam keiner rein. Aber weiter unten, dort konnte man problemlos ohne Maske spazieren.

 

Ganz oben, am Schwarzen Tor, hatten sich auch wieder die Klepfer versammelt, sie hatten erneut eine eigene Veranstaltung angemeldet, eine Brauchtumsveranstaltung. Denn, wie schon vergangene Woche, galt für sie: Ihre Peitschen werden als Waffen eingestuft und dürfen daher nicht bei einer Demonstration dabei sein. Aber im Brauchtum sind sie erlaubt. Und so wurde es hier wieder ziemlich ohrenbetäubend. Mit Pausen, in denen Cellist Patrick Mink und  Keyboarderin Sousanna Davtjan-Fuchs Beethovens „Ode an die Freude“ anstimmten. In denen Schauspielerin Anne Hecht poetisch mahnte, sich nicht mit Nazis gemein zu machen. In denen das Mikrofon  allen, die sprechen wollten, offen stand. Das nutzte auch Journalist Dr. Thomas Ducks für eine flammende Rede: Die Spaziergänger seien keineswegs das Volk, warf er ihnen entgegen. Ihre Aktionen seien ein klarer Angriff auf die Demokratie. Eine ältere Dame erzählte von ihrer Tochter, die als Intensivpflegerin arbeitet, und angesichts dessen, was sie ihr erzähle, habe sie keinerlei Verständnis dafür, dass man gegen Coronamaßnahmen auf die Straße gehe. Benjamin Albrecht stellte die Position des Stadtjugendrings dar, der Menschenketten und Mahnwachen tatkräftig unterstützt.

 

Gedacht wurde der Corona-Opfer nicht nur mit Kerzen, sondern auch mit einer Schweigeminute eingangs der Veranstaltung. Eine weitere Schweigeminute gab es spontan auf Wunsch der Teilnehmer: Die galt den beiden am frühen Montagmorgen ermordeten Polizisten.

 

Ein Zusammentreffen beider Gruppen gab es an diesem Montag nicht, dafür hatte die Polizei mit einer doppelten Absperrung gesorgt, einen etwa 15 Meter breiten Korridor gebildet. Und schon im Vorfeld klar gemacht: oben bleibt oben und unten auch dort. So wurde oben weiter gesungen, im Schneetreiben getanzt und mit Handylampen gewunken. Und unten sich selbst beklatscht. Konsequent war die Polizei zwar nicht gegenüber den maskenlosen Spaziergängern, trotz der entsprechenden Verordnung des Landratsamts – Gruppen ab zehn Personen haben Masken zu tragen – aber gegenüber den jungen Leuten, die wie schon in der Woche zuvor ihr Banner mit den Worten „Maske auf – Nazis raus!“ hochhielten. Sie mussten es auf Geheiß der Beamten entfernen.  Und das, obwohl das Banner nach Ansicht von Peter Bruker ganz klar von der Meinungsfreiheit gedeckt war.

 

Auch am kommenden Montag wird es wieder ab 17.30 Uhr eine Menschenkette in der Oberen Hauptstraße geben, und man kann davon ausgehen, dass auch die Spaziergänger wieder da sein werden – wie immer nicht angemeldet, voraussichtlich. Angemeldet hingegen ist eine Demonstration der AfD, die wird am Samstag um 15 Uhr in der Oberen Hauptstraße stattfinden.

 

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