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Die Grünen haben einen Trumpf im Ärmel

Susanne Kieckbusch und Benedikt Hitzler wollen für die Grünen in den Bundestag.

NRWZ, 16.10.2012

Susanne Kieckbusch kommt wohl in den Bundestag und strebt Nominierung im Wahlkreis an

Die Grünen im Bundestags-Wahlkreis 285, Rottweil-Tuttlingen, schauen gebannt nach Stuttgart. Dort wird am Sonntag der Oberbürgermeister gewählt. Und wenn es - was fast alle Beobachter erwarten - Fritz Kuhn von den Grünen schafft, dann scheidet er aus dem Bundestag aus. Dann würde Susanne Kieckbusch aus dem Wahlkreis 295, Zollernalb-Sigmaringen, nachrücken. Selbst wenn sie es nicht schafft, will sie für die Bundestagswahl im kommenden Jahr nicht mehr in Balingen antreten, sondern im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen. Ihre Kandidatur gegen den 22-jährigen Mitbewerber Benedikt Hitzler gilt als sehr aussichtsreich. Es gibt zudem noch einen möglichen Kandidaten aus dem Kreis, der es sich überlegt: Ibrahim Er aus Schramberg.

Eine Vorentscheidung fällt am kommenden Freitag in Deißlingen, wenn die beiden Kreisverbände ihren Kandidaten nominieren. Nach Angaben von Angelika Störk, eines von sieben Mitgliedern des Vorstands, hat sich mit Benedikt Hitzler (22) aus Seitingen-Oberflacht ein weiterer Bewerber gemeldet. Außerdem gebe es einen Interessenten aus dem Kreis Rottweil, der sich noch Bedenkzeit erbeten habe. Dabei handelt es sich nach NRWZ-Informationen um Ibrahim Er aus Schramberg, Mitglied des im Sommer erweiterten Kreisvorstands der Grünen.

Mit Max Burger war schon bei der Bundestagswahl 2009 ein Rottweiler für die Grünen ins Rennen gegangen. Er erreichte 8,4 Prozent der Erst- und 9,3 Prozent der Zweitstimmen, bei denen er damit um 2,3 Prozent zulegte. Der NRWZ allerdings sagte er unlängst, dass er nicht mehr antreten werde.

Susanne Kieckbusch erreichte im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen 9,3 Prozent der Erst- und 9,8 Prozent der Zweitstimmen, was ein Plus von 2,7 bedeutete. Es war die zweite Kandidatur der Balingerin, die sich jetzt anderweitig orientiert, weil bei der nächsten Wahl turnusgemäß ein Kandidat aus dem Kreis Sigmaringen an der Reihe sei, berichtet sie. „Ich bin begeisterte Hauptschullehrerin“, sagt die 51-Jährige von sich, die auch leidenschaftliche Politikerin ist. Sie gehört dem Balinger Gemeinderat und dem Kreistag Zollernalb an. Die gebürtige Balingerin ist konfessionslos, mit dem Komponisten und Pianisten Uli Johannes Kieckbusch, verheiratet und neuerdings auch Oma eines acht Monate alten Kindes ihrer Tochter (21).

Hans-Martin Schwarz, der Fraktionsvorsitzende der Offen Grünen Liste (OGL) im Tuttlinger Kreistag, begrüßt beide Kandidaturen. So bestehe „eine echte Auswahl“. Entscheidend werde sein, dass der Kandidat des Wahlkreises „Chancen auf einen guten Platz auf der Landesliste der Grünen“ habe. „Wir stellen zwar den Ministerpräsidenten, sind aber in der Region weder im Landtag noch im Bundestag mit einem Abgeordneten vertreten.“ Das müsse sich ändern. Bisher hätten die Grünen vor allem in den größeren Städten Mandate, kaum in ländlichen Gebieten. Aber gerade die bräuchten mehr denn je eine starke Interessenvertretung, meint Schwarz.

Er ist inzwischen zusammen mit der gesamten Kreistagsfraktion – nur Susanne Reinhard-Klotz war bisher Mitglied der Grünen - in die Partei eingetreten.

Der gelernte Anlagenmechaniker Hitzler sagt über sich: "Meine Argumente sind einfach und klar: Ich bin sicherlich noch kein eingespielter Politiker, aber mit Sicherheit ein energiegeladener und überzeugender junger Erwachsener mit großem Potenzial, junge Menschen mitzureißen und eventuell Nichtwähler zu motivieren, nächstes Jahr zur Urne zu gehen." Und weiter heißt es in seiner Bewerbung: "Ich bin nicht käuflich, gehöre keiner Lobby an und habe nichts zu verlieren. Ich stehe für eine ehrliche und transparente Politik, eine die sich unsere Generation wünscht. Ich setze mich für ein Ende der Politikverdossenheit bei jungen Erwachsenen ein. Politik muss wieder greifbar werden und an der Basis geschehen."

Konkurrentin Kiekbusch sagt über sich: "Grüne Politik in schwerkonservativen Kreisen zu vertreten ist mein Alltagsgeschäft. Und gab es am Anfang nur viel Steine und wenig Brot, ist es bei den letzten Kommunalwahlen gelungen, fast die ganze Alb zu begrünen und flächendeckend grüne Listen aufzustellen. Die letzte Landtagswahl konnte diese Erfolgswelle weitertragen und mit der ersten grün-roten Landesregierung verstärken. Diese Begeisterung für grüne Politik möchte ich gerne in den Bundestagswahlkampf mitnehmen." Ein bodenständiger, regionaler Wahlkampf sei ihr Ziel. "Ich möchte abstrakte politische Themen mit den Menschen und der Gegend hier verbinden."

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