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Annette Reif mit Gerlinde Kretschmann im Vinzenz von Paul-Hospital - Geschäftsführer Brobeil würde gerne Schreibtischtäter zum Praktikum einladen

Baden-Württembergs First Lady Gerlinde Kretschmann begleitete am Dienstag Annette Reif, die Kandidatin der Grünen für Rottweil und Tuttlingen, beim Besuch des Vinzenz von Paul-Hospitals und zeigte sich überaus beeindruckt von der schönen Atmosphäre der psychiatrischen Klinik mit ihrer langen Geschichte.

Dr. Gabriele Polzer, Gerlinde Kretschmann und Annette Reif beim Rundgang durchs Rottenmünster.

Gerlinde Kretschmann nahm sich auch Zeit für ein Schwätzle mit Patienten.


Die erläuterte Geschäftsführer Thomas Brobeil: Einst Zisterzienserinnenkloster und Reichsabtei, die immer auch in Konkurrenz zur Reichsstadt Rottweil stand - einmal schickten die Rottweiler gar Soldaten vor die Tore des Rottenmünsters. Die Milde der Schwestern zeigt sich in dem alten Spruch: "Willst Du nicht hangen, lass Dich im Rottenmünster fangen!" 1898 wurde aus dem säkularisierten Kloster ein Ort für Kranke, um die sich die Schwestern von Untermarchtal kümmerten.


Heute werden hier jedes Jahr bis zu 5.000 Patienten von 150 Mitarbeitern betreut, zusätzlich fast 10.000 Patienten in den sechs Institutsambulanzen und den Tageskliniken. Das Rottenmünster ist das einzige der elf Zentren für Psychiatrie im Land, das in kirchlicher Hand ist. Was bedeute, dass hier das Wohl der Patienten und nicht nur die Rendite im Mittelpunkt steht, wie Brobeil erläuterte. Ein Balanceakt, denn natürlich darf kein Minus erwirtschaftet werden, zudem müssen die zahlreichen teils unter Denkmalschutz stehenden Gebäude aufwändig erhalten werden. Dazu gehört auch die Klosterkirche, deren Erhalt eine echte Herausforderung sei und die man gemeinsam bewunderte. Und schließlich die Gerontopsychiatrie, deren Innenhof mit einem riesigen, belüfteten Glasdach zu einem gemütlichen, hellen Platz geworden ist.


Mit Kritik an den Krankenkassen und der Gesundheitspolitik hielt Brobeil nicht zurück. So würden oftmals Entscheidungen getroffen, die die Arbeit in der Klinik erschwerten. Diese Schreibtischtäter hätte er gerne mal für ein Praktikum hier. Annette Reif unterstrich dies: "Klar müssen Entscheidungen getroffen werden. Aber man muss auch die Betroffenen hören." Manches sei einfach nicht machbar, erzählte Brobeil, in der Abteilung für Suchtkranke könne man keine Desinfektionsmittel hinstellen, und viele Patienten weigerten sich strikt, Masken zu tragen.


Die Klinik sei ein Spiegel der Gesellschaft, und die Frage von Annette Reif, ob durch Corona mehr Patienten betreut werden müssten, bejahte der Geschäftführer. Bei vielen, die ihre Krankheit eigentlich im Griff hätten, breche sie in diesen Zeiten wieder aus.

 

Gerlinde Kretschmann nahm sich immer wieder Zeit, mit Patienten zu sprechen, und betonte, wie sehr es ihr hier gefalle. In ihrer Heimat Sigmaringen ist die Psychiatrie im fünften Stock des Krankenhauses untergebracht - "da wäre ich dann wirklich lieber hier!"


Neben der gepflegten, riesigen Anlage haben die Patienten ein umfangreiches Therapieangebot von Sport und Bädern bis hin zur Arbeit in der Gärtnerei, die auch die Küche mitversorgt. Das Hospital ist zudem in vieler Hinsicht autark: Die eigenen Quellen könnten auch die Stadt mitversorgen, erklärte Brobeil, durch Photovoltaik und Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt man 96 Prozent des Stroms selbst. Für den Transport sind kleine Elektromobile unterwegs, zudem stehen dem Personal für das weitläufige Gelände Fahrräder zur Verfügung.

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